Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

2. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

3. Theil 3 - S. 168

1880 - Stuttgart : Heitz
168 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweden. um sie recht zu martern, an den Haaren in die Höhe ziehen und so ihnen die Köpfe abschlagen. Selbst der Scharfrichter wurde durch das unschuldige Benehmen der Kinder so gerührt, daß er das Blutschwert wegwarf. Aber gleich fand sich ein anderer, der den Mord verrichtete und auch dem mitleidigen Scharfrichter den Kopf abhieb. Welche Ungeheuer! Erichsou erhielt in Räsnäs die Nachricht von dem Blutbade; sein Vater war auch mit gefallen. Er schauderte; aber er hatte keine Zeit, seiner Betrübniß nachzuhängen; denn Christians Soldaten suchten ihn überall; es war ein hoher Preis auf seinen Kopf gesetzt und dem der Tod gedroht, der ihn aufnehmen würde. Daher fand er überall die Thüren verschlossen, und selbst ein Karthäuserkloster, welches seine Vorfahren gestiftet hatten, weigerte sich, ihn aufzunehmen. Wo sollte er nun hin? Da wandte er sich in das Gebirge, nach Dalarne oder Dalekarlien, von einem rauhen, aber tapfern, ehrlichen und aufrichtigen Menschenstamme bewohnt. Dort konnte er sich am besten verbergen; auch hoffte er bei den ehrlichen Dalekarliern am ersten Hülfe zu erhalten. Aber ehe er noch das Gebirge erreichte, traf ihn ein neuer Unfall. Der einzige Bediente, den er mitgenommen hatte, der treueste unter allen andern, ging ihm mit allen seinen Sachen durch, und nachdem ihm Erichson vergebens lange nachgesetzt war, mußte er zuletzt noch sein eigenes Pferd, weil es zu ermüdet war, mit dem letzten Gepäcke zurücklassen. Er hüllte sich in einen groben Bauernkittel, schnitt sich die Haare kurz ab, setzte einen runden Hut auf und wanderte, die Axt auf der Schulter, weiter. Eine Zeit lange arbeitete er in Falnn in den Kupferbergwerken als Handlanger bei schmaler Kost; aber ungewohnt der schweren Arbeit in den feuchten Gruben, lief er Gefahr, seine Gesundheit zu verlieren, und suchte andere Dienste über der Erde. Er fand sie bei einem reichen Manne, Namens Pehrson, der ihn als Drescher annahm. Die Mitknechte merkten aber bald an seinen Sitten, daß er nicht bei dieser Arbeit hergekommen sei; auch entdeckte man, daß er ein feines Hemd trage. Pehrson faßte ihn nun scharf ins Äuge und erkannte endlich in ihm seinen ehemaligen Universitätsfreund. Erichson erzählte ihm von dem stockholmer Blutbade und bat ihn mit Thränen, doch mit seinen Knechten die Waffen zu ergreifen. Aber Pehrson wagte es nicht, sondern rieth ihm vielmehr, ihn schleunig zu verlassen und tiefer ins Gebirge hineinzugehen. So wanderte der arme Flüchtling weiter. Es war rauher

4. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

5. Theil 3 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 81 „Mord! Mord!" ins Zimmer. Coligny war beim ersten Lärm aufgestanden; man fand ihn an die Wand gelehnt betend. Einer der Bewaffneten, ein Böhme, Namens Dianowicz, bemerkte ihn zuerst. „Bist du Coligny?" rief er. „Ich bin es," antwortete der Admiral ruhig; „achte meine grauen Haare." — Jener aber stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm so lange ins Gesicht, bis er todt zu Boden sank. Dann rief er zum Fenster hinunter: „Es ist vorbei!" — „Der Herzog von Angouleme will es nicht glauben," antwortete Guise, „bis er ihn zu seinen Füßen liegen sieht." Man stürzte den Leichnam aus dem Fenster; Angouleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um"seilte Züge zu erkennen, und gab ihm dann einen Fußtritt. Sobald sich die Glocke hatte hören lassen, hatten sich die davon unterrichteten Katholiken mit fürchterlichem Geschrei und Mordgeheul von allen Seiten erhoben. Die Hugenotten kamen, zum Theil halb angekleidet und schlaftrunken, aus den Häusern, um zu sehen, was es gäbe. Einige wollten nach der Wohnung des Admirals, wurden aber gleich, an der Thüre von der Wache niedergestoßen. Andere, welche nach dem Louvre, dem Residenzpalaste des Königs, eilten, wurden von der Garde mit Pikenstößen und Flintenschüssen zurückgetrieben und fielen aus dem Rückwege den Soldaten des Herzogs von Guise oder den Bürgerwachen in die Hände, die ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Nachdem alle ermordet waren, die man auf den Straßen gefunden hatte, drangen die Mörder in die Häuser ein; die verschlossenen Thüren wurden aufgesprengt, und alle, die man fand, wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechts niedergestoßen; überall tönte Mordgeschrei und das Aechzen und Röcheln der Sterbenden. Diese Abscheulichkeiten währten die ganze Nacht hindurch; jeden Augenblick entdeckten die Mörder neue Schlachtopfer. So brach der Morgen an und die Sonne beleuchtete das gräßliche Schauspiel. Hier und da wurden geköpfte Leichen aus den Fenstern gestürzt; auf den Straßen und Hausfluren lagen todte und sterbende Körper umher und unzählige Leichen wurden durch die Straßen nach der Seine geschleppt. Guise und andere Große gingen in den Gassen umher und munterten die Bürger zu den Ermordungen noch mehr aus: es sei ausdrücklicher Wille des Königs, daß die ganze Schlangenbrut umkomme. Ein Goldarbeiter lief mit nackten, blutigen Armen umher und rühmte sich, mehr als 400 todtgeschlagen zu haben. Aber Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 6

6. Theil 3 - S. 83

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 83 der Ermordeten zu weiden, dann vor das Thor, wo die Galgen standen, um den Leichnam des ehrwürdigen Admirals zu sehen, den man erst durch die Straßen geschleppt, dann ins Wasser geworfen, endlich auf Feuer gelegt und zuletzt halbverbrannt mit den Füßen an einen Galgen gehängt hatte. „Der Geruch eines Ketzers ist immer angenehm," sagte der König/ während der Pöbel den Leichnam Eoligny's röstete. — Man zwang gar die Kinder des Ermordeten, hinauszugehen und den gräßlich verunstalteten Leichnam des Vaters anzuschauen! Nur wenige Züge von Edelmuth hat die Geschichte aus diesen Tagen des Grausens aufbewahrt. Hier einer davon! Vezins, ein Edelmann, war der Nachbar Regniers, eines Hugenotten. Sie waren Feinde, und Vezins hatte diesem hundertmal schon den Tod gedroht. Jetzt zitierte Regnier, daß Vezins diese Gelegenheit wahrnehmen und ihn ermorden würde. Plötzlich schlug man seine Hausthür ein. Vezins war es, der in Begleitung zweier bewaffneten Bedienten mit bloßem Degen eintrat und dem zitternden Regnier mit barscher Stimme befahl, sogleich ihm zu folgen. Draußen standen vier Pferde; auch Regnier mußte aufsteigen und wurde, ohne daß Vezins ein Wort sprach, bis auf sein Landgut geführt. Als sie hier allein waren, sprach Vezins: „Siehe, nun bist du in Sicherheit! Ich hätte die Gelegenheit benutzen und mich rächen können, aber tapfere Leute müssen die Gefahr theilen; dazu habe ich dich gerettet. Wenn du willst, so sollst du mich bereit finden, unsern Streit auszufechten, wie es sich für Edelleute geziemt." Regnier erschöpfte sich in Danksagungen und bat ihn um seine Freundschaft. „Ich lasse dir," antwortete Vezins, „ganz die Freiheit, ob du mich lieben oder hassen willst, und ich habe dich eben hierher gebracht, um srei wählen zu können." Und ohne die Antwort abzuwarten, drückte er seinem Pferde die Sporen ein und flog davon. Nicht nur in Paris, sondern im ganzen Königreiche wurde auf des Königs Befehl die Ermordung der armen Hugenotten vollzogen, so viel man ihrer auffinden konnte. Die Leichname ließ man zum Theil unbegraben verfaulen; viele warf man in die Flüsse, so daß lange Zeit hindurch Niemand Flußwasser zu den Speisen gebrauchen und Fische essen wollte. Nur wenige Statthalter hatten Gewissen genug, sich der Ausführung des königlichen Befehls zu widersetzen. Der Commandant von Bayonne wagte es, dem Könige zurückzuschreiben: „Sire, ich habe Ew. Ma-

7. Theil 3 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuart. Rizzio's Ermordung. 107 und Gutes zu erweisen gewußt; um so schmerzlicher war nun ihr Herz durch seine rohe Kälte getroffen, und sie fing an, sich von ihm zurückzuziehen. Dies brachte aber sein wildes Gemüth noch mehr auf, und er sah sich um, wer ihm wohl Maria's Liebe entzogen haben könnte. Wer einmal eifersüchtig ist, findet auch bald einen Gegenstand dazu. Es hielt sich damals an Maria's Hofe ein Italiener, Rizzio mit Namen, auf, der Sohn eines Musiklehrers, selbst Musicus und mit dem savoyschen Gesandten nach Schottland gekommen. Maria, die eine große Freundin der Musik war, nahm ihn wegen seines Spieles und Gesanges in ihre Kapelle auf, und da er schlau, kriechend und ehrgeizig war, so schmeichelte er sich bei ihrer Gutherzigkeit bald so ein, daß sie ihn zu ihrem Schreiber erhob und ihm ihr besonderes Vertrauen schenkte. In solches Glück wußte sich nun dieser Mensch nicht zu finden. Alles ging durch seine Hände. Sein Uebermnth beleidigte die schottischen Großen, deren Einfluß täglich mehr sank, je mehr der sättige wuchs. „Rizzio und kein Anderer," sprachen sie zu dem eifersüchtigen Darnley, „Rizzio ist es, der Euch die Gunst der Königin raubt. Dieser Schimpf heischt den Tod." Darnley war leicht zu bereden, und als Maria am 9. März 1566 ganz unbefangen mit ihrer Halbschwester, der Gräfin von Argyle (sprich Aerdschihl), dem Rizzio und einigen andern Abends bei der Tafel sitzt, hört sie einen großen Lärm. Einige ihrer Gesellschafter, unter ihnen der Graf Botb-well (sprich Boßwell), wollen fliehen, finden aber bereits alle Thüren mit Wachen besetzt, und entspringen aus dem Fenster. Plötzlich öffnet sich die Thüre, Darnley tritt herein, und setzt sich neben die Königin an die Tafel. Gleich darauf erscheinen die beiden Lords Ruth wen und Douglas mit Dolchen, hinter ihnen andere Verschworene. Ruthwen, den Helm auf dem Kopse, alle Züge durch eine lange Krankheit entstellt und so schwach, daß er kaum seine Waffen tragen konnte, jagte ihr, einem Gespenste gleich, Furcht und Entsetzen ein. „Wir haben mit dir zu reden!" schnaubten die Verschworenen den Rizzio an. Voll Entsetzen fragte Maria den König, was sie unternehmen wollten. „Ich weiß es nicht," knirrschte er zwischen den Zähnen. — „Bei der Strafe des Hochverrats entfernt Euch sogleich!" rief Maria dem Ruthwen zu; „fordert Rizzio vor ein Gericht, wenn Ihr von ihm beleidigt seid." Ohne darauf zu achten, packte Ruthwen den Rizzio. Dieser sprang auf, und suchte bei seiner Gebieterin, deren Kniee er hülsebittend umfaßte, seine Zuflucht. Maria suchte ihn zu vertheidigen, aber

8. Theil 3 - S. 124

1880 - Stuttgart : Heitz
124 Neue Geschichte. 1. Periode. England. muth kommt vor dem Fall, das hat die Geschichte schon oft gelehrt ; das Schicksal der Armada gab auch ein Beispiel dazu. Bei dem allen war der Elisabeth bei diesen Rüstungen nicht wohl zu Muthe. Schiffe hatte sie fast gar nicht und mußte daher den Kaufleuten erst viele abmietheu. Ob die Engländer zur See gegen die versuchten Spanier bestehen würden, war auch noch eine Frage, und erst zu Lande gab es damals keine besseren Soldaten, als die spanischen. Aber in solchen mißlichen Lagen zeigte gerade Elisabeth ihre Größe. Dann schien sie eine ganz andere Frau zu sein, als die eitle, furchtsame und gehässige, wie sie sich in der Geschichte der Maria Stuart gezeigt hatte. Sie war jetzt ganz Thätigkeit, Entschlossenheit und Geistesgegenwart. Hierhin und dorthin stellte sie Soldatenhaufen auf, bemannte die Schiffe, sah nach allem selbst und zeigte bei jeder Gelegenheit, daß sie zum Herrschen geboren sei. So erschien sie eines Tages selbst im Lager. Auf einem edlen Streitrosse, einen Marschallsstab in der Hand, einen Brustharnisch von polirtem Stahl über den prachtvollen Anzug, einen Pagen hinter sich, der den iveißbefiederten Helm trug, ritt sie mit entblößtem Haupte von Glied zu Glied. Der Muth strahlte aus ihren Augen; ihr Anstand zeigte, daß sie die Königin war, und als das laute Hurrahgeschrei der jauchzenden Soldaten schwieg, hielt sie eine Rede an sie, durch welche der Muth dieser Leute bis zur Kampflust gesteigert wurde. Endlich erschien die Armada im Kanal, geführt vom Herzoge von Medina Sidonia, und fuhr mit stolz aufgeschwellten Segeln bei Englands Küste vorüber. Aber schnell brachen die vielen kleineren englischen Schiffe hervor, fielen die hintersten Schiffe an, schnitten sie ab, versenkten einige und führten andere im Triumphe davon. Dazu kam ein entsetzlicher Sturm, der die unbehülslicheu Schiffe schrecklich umherwarf. Viele gingen unter; der Ueberrest wagte nicht zu landen, und kam in einem ganz zerrütteten Zustande wieder nach Hanse. Dem Herzoge war mit Recht für seinen Kopf bange, denn Philipp war nicht der Mann, der Entschuldigungen anzuhören pflegte. Aber als - Sidonia vor allen Hofleuten sich vor ihm auf die Kniee warf und einige Entschuldigung herstammelte, winkte ihm Philipp aufzustehen und sprach: „Ich habe Euch gegen Menschen, nicht aber gegen Stürme und Wellen geschickt. Steht auf!" Elisabeth, die nie ohne Günstlinge hatte leben können, hatte deren auch im Alter. Der berühmteste darunter ist der Graf von

9. Theil 3 - S. 214

1880 - Stuttgart : Heitz
214 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Der Befehl, welcher ihn nach Lützen zurückrief, hatte ihn in Halle erreicht. Ohne fein zerstreutes Fußvolk zu erwarten, ließ er acht Regimenter Reiterei aufsitzen und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, zu bezeugen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelte er die flüchtigen Völker wieder und führte sie aufs neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Muthe bricht er fürchterlich in die schwedischen Schaaren des rechten Flügels, die, ermattet vom Siege, dieser Fluth von Feinden endlich unterliegen, und schnell benutzt Wallenstein den günstigen Augenblick, das Treffen zu erneuern. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone werden unter einem mörderischen Gefecht durch den Generallieutenant Piccolomini und Graf Trczka (sprich Tersika) über die Gräben zurückgetrieben. Wallenstein selbst sah man mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit kühner Seele seine Truppen durchreiten, dem Nothleidenden nahe mit Hülfe, dem Tapfern mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blicke. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wurde von vielen Kugeln durchlöchert. Aber die Rachegötter beschützten heute seine Brust, für die schon ein anderes Eisen geschliffen war. Nicht so glücklich war Pappenheim. Die glühende Begierde, dem Könige selbst im Kampfe zu begegnen, riß den Wüthenden mitten in das blutigste Schlachtgewühl, wo er seinen edeln Feind am wenigsten zu verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte gewünscht, diesen geachteten Gegner von Angesicht zu sehen; aber die feindselige Sehnsucht blieb ungestillt und erst der Tod führte die versöhnten Helden zusammen. Zwei Musketenkugeln durchbohrten Pappenheims Brust und gewaltsam mußten ihn die Seinigen aus dem Gewühle tragen. Indem man beschäftigt war, ihn hinter das Treffen zu bringen, drang ein Gemurmel zu seinen Ohren, daß Gustav gelobtet sei. Als man ihm die Wahrheit des Gerichts bekräftigte, erheiterte sich sein Gesicht. „So hinterbringe man dem Herzog von Friedland," rief er aus, „daß ich hoffnungslos darniederliege, aber fröhlich dahinscheide, da ich weiß, daß dieser unversöhnliche Feind meines Glaubens an einem Tage mit mir gefallen ist." — Mit Pappenheim schwand das Glück der Kaiserlichen vom Schlachtfeld. Kaum vermißten ihn die Truppen, als sie alles verloren gaben und in schimpflicher Flucht das Weite suchten. Die Schweden setzten zum dritten Male über die Gräben. Eben neigte sich die Sonne zum i

10. Theil 3 - S. 344

1880 - Stuttgart : Heitz
344 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. härter verfuhr der östreichische General Lascy, der seine Soldaten ungescheut rauben ließ, was sie wollten. Die Wildheit der Obstreicher ging so weit, daß sie die königlichen Kutschen zerschlugen und selbst Hospitäler, Kirchen und Gräber beraubten. Nicht besser verfuhren die Sachsen mit dem Schlosse in Charlottenburg, wo sie Spiegel, Porzellan, Tapeten, Bildsäulen und Gemälde muth-willig zerstörten. Aber plötzlich hieß es: „Friedrich kommt! — Wie ein Gewitter rauschte er aus Schlesien herbei, und hurtig verließen die Feinde seine Residenz. Auf dieser Flucht begingen sie noch empörende Gräuel, wie sie nicht ärger von den Wallen-steinern verübt worden waren. Sobald der König die nichtswürdigen Rotten verjagt hatte, wandte er sich nach Sachsen, wohin sich der lauernde Daun auch schon wieder gezogen hatte und das er durchaus behaupten wollte. In der Absicht bezog er auf den Anhöhen bei Torgau am linken Elbufer ein festes Lager. Aber so spät es auch schon im Jahre war, so war doch Friedrich entschlossen, ihm das Land nicht so ruhig zu lassen. Am 3. November Nachmittags griff Friedrich die Oestreicher von der einen Seite an, während Zielen von der andern Seite gegen sie anrückte. Als der König aus dem Walde kam, der vor dem Feinde lag, empfing ihn ein so fürchterliches Feuer aus 200 auf einem Punkte stehenden Kanonen, daß die ältesten Offiziere so etwas nie gehört zu haben versicherten und ganze Rotten weggerafft wurden. Binnen wenigen Augenblicken lagen 5500 der besten preußischen Grenadiere todt oder verwundet da, und so oft auch neue Regimenter vorgeführt wurden, so hatten sie doch kein besseres Schicksal. Darüber brach die Nacht ein; erschöpft blieben die Preußen stehen, wo sie gerade standen; Friedrich selbst war verwundet (nur sein Sammtrock und sein Pelz hatten seine Brust geschützt), und die Schlacht schien verloren. Daun schickte Couriere mit der Siegesnachricht nach Wien, und von blasenden Postillons eingeholt, verkündigten sie dem jubelnden Volke den Sieg von Torgau. Aber zu früh! Das Kriegsglück änderte sich plötzlich. Zieten war nach hartem Kampfe so glücklich gewesen, die Anhöhen auf der andern Seite zu ersteigen und sich darauf zu behaupten, ohne daß Friedrich etwas davon wußte. Daun hielt es für mißlich, am fogenden Tage einen neuen Angriff abzuwarten, und zog während der Nacht in größter Stille über die Elbe. Eine schreckliche Nacht! Preußen und Oestreicher irrten durcheinander im Walde umher, ohne sich zu ihren Abtheilungen
   bis 10 von 199 weiter»  »»
199 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 199 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 5
2 7
3 1
4 0
5 59
6 1
7 40
8 0
9 2
10 54
11 5
12 9
13 0
14 7
15 0
16 62
17 0
18 0
19 2
20 11
21 0
22 0
23 12
24 4
25 1
26 1
27 4
28 12
29 0
30 5
31 5
32 0
33 11
34 1
35 0
36 17
37 137
38 2
39 0
40 1
41 0
42 4
43 51
44 1
45 9
46 8
47 1
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 246
2 20
3 48
4 23
5 26
6 22
7 50
8 226
9 108
10 8
11 11
12 38
13 55
14 42
15 85
16 261
17 1122
18 14
19 145
20 141
21 82
22 59
23 281
24 16
25 26
26 46
27 12
28 101
29 62
30 17
31 36
32 29
33 12
34 44
35 117
36 48
37 38
38 58
39 338
40 43
41 63
42 79
43 86
44 18
45 221
46 37
47 13
48 27
49 14
50 30
51 71
52 153
53 5
54 37
55 84
56 95
57 4
58 39
59 31
60 104
61 5
62 13
63 25
64 73
65 34
66 11
67 70
68 76
69 48
70 23
71 87
72 14
73 14
74 88
75 78
76 107
77 391
78 50
79 13
80 88
81 19
82 199
83 60
84 26
85 66
86 62
87 160
88 120
89 30
90 83
91 65
92 640
93 20
94 429
95 17
96 79
97 54
98 517
99 7

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 4
1 0
2 23
3 0
4 7
5 0
6 5
7 0
8 1
9 0
10 3
11 0
12 16
13 6
14 0
15 3
16 5
17 1
18 2
19 0
20 1
21 1
22 3
23 1
24 0
25 0
26 6
27 3
28 1
29 0
30 7
31 0
32 0
33 29
34 2
35 0
36 0
37 1
38 0
39 1
40 1
41 3
42 3
43 9
44 0
45 0
46 4
47 0
48 3
49 6
50 23
51 22
52 0
53 1
54 0
55 4
56 5
57 0
58 1
59 73
60 0
61 1
62 0
63 1
64 2
65 10
66 0
67 0
68 4
69 0
70 0
71 1
72 0
73 4
74 0
75 10
76 0
77 0
78 0
79 1
80 2
81 86
82 1
83 0
84 2
85 9
86 0
87 0
88 3
89 2
90 0
91 3
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 4
98 0
99 0
100 37
101 0
102 53
103 1
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 1
111 2
112 47
113 0
114 1
115 1
116 16
117 0
118 3
119 0
120 2
121 37
122 0
123 7
124 1
125 6
126 0
127 0
128 6
129 5
130 0
131 20
132 7
133 0
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 1
140 0
141 0
142 4
143 53
144 0
145 1
146 5
147 2
148 0
149 0
150 0
151 0
152 21
153 0
154 2
155 3
156 14
157 1
158 2
159 0
160 0
161 1
162 3
163 6
164 0
165 0
166 2
167 2
168 1
169 14
170 0
171 3
172 4
173 11
174 0
175 17
176 1
177 16
178 1
179 5
180 0
181 4
182 4
183 6
184 3
185 0
186 0
187 1
188 0
189 1
190 11
191 2
192 1
193 0
194 0
195 3
196 28
197 1
198 1
199 0